Das Akronym FLR kommt vom Englischen „Female Led Relationship“. Zu Deutsch ist damit eine Beziehung gemeint, in der die Frau das Sagen übernimmt. Das allgemeine Rollenverständnis, in dem Männer das starke Geschlecht darstellen und die Führung innehaben, ist hier umgekehrt. Im Unterschied zu Femdom (Female Domination) bezieht eine FLR aber nicht zwingend BDSM oder Erotik mit ein.
Aufgrund der Thematik geht dieser Text explizit auf weibliche und männliche Personen ein. Er impliziert keinesfalls eine Benachteiligung gegenüber nichtbinärer Geschlechtsidentitäten.
Was ist der Unterschied zwischen FLR und Femdom?
Um zu verstehen, was eine FLR ist, muss mensch den Unterschied zu Femdom kennen. Während eine FLR eine Beziehung voraussetzt, kann Femdom auch nur in lockeren Spielen zwischen der dominanten Frau und dem devoten Mann ausgelebt werden. Dies schließt auch immer BDSM mit ein. Bei Femdom steht das Ausleben von Erotik oder BDSM im Mittelpunkt und ist maßgebend.
Innerhalb einer FLR ist es möglich, dass die Frau beim Sex die Führung abgibt oder überhaupt kein Interesse daran an, dafür aber in anderen Lebensbereichen die Kontrolle übernimmt.
Man unterteilt FLR in fünf Bereiche: Erotik, Haushalt, Freizeit, Beruf und Finanzen.
Wenn die Frau alle Bereiche dominiert, dann kann man auch von TPE (Total Power Exchange), dem totalen Machtaustausch, sprechen. Der devote Mann hat sich in einer solchen Beziehungsstruktur vollständig unterworfen. Dem gegenüber gibt es auch das Konzept der EPE (Erotic Power Exchange), bei dem die dominante Person die sexuelle Kontrolle des devoten Parts übernimmt.
Die Motivationen hinter einer FLR und Femdom sind aber nicht klar zu trennen und gehen oft fließend ineinander über.
Was sind die Reize einer FLR für den Mann?
Devote Männer finden in einer FLR Befriedigung und Erfüllung darin, sich zu unterwerfen und ihre Partnerinnen glücklich zu machen. Es geht keineswegs nur darum, dass die Frau die allgemeinen Strukturen zu ihren Gunsten umkehrt und die allmächtige Führungsposition übernimmt, sondern ganz wesentlich auch um die Hingabe und Aufopferung des Mannes. Je nachdem in wie vielen Lebensbereichen der Mann die Kontrolle abgibt, bieten sich unterschiedlichste Möglichkeiten, wie die FLR konkret ausgestaltet wird.
VICSS – Konzept
Besonders dann, wenn in einer Beziehung ein Part sexuell dominiert wird, ist auf das VICSS Konzept hinzuweisen. Für Außenstehende ist es oft nicht einfach, zwischen o.g. Praktiken und Missbrauch/häuslicher Gewalt zu unterscheiden. Um dies zu ermöglichen, wurde das Konzept formuliert. VICSS steht für: Voluntary (freiwillig), Informed (informiert und sachkundig), Consensual (einvernehmlich), Sane (vernünftig, bei klarem Verstand) und Safe (sicher).